brandau carsten vitaCarsten Brandau
© Stefan Malzhorn

Ortsgruppenleiter von Istanbul

Der Reedereikaufmann Carsten M. war als NSDAP-Mitglied 1934 bis 1941 als Ortsgruppenleiter in Istanbul eingesetzt. In Carsten Brandaus Stück spricht nun dessen Urenkel, ein arbeitsloser Schauspieler, für ein Stück vor, das ausgerechnet in der Türkei der 1930er-Jahre spielt. Seine einzige Chance, die Rolle zu bekommen, zynisch formuliert von dem Intendanten: Er solle "den räudigen Köter" in sich suchen, die "Leiche in seinem Keller", etwas Biografisches zu dem Theaterprojekt beitragen. Er habe ihn gar nicht gekannt? Egal, dann müsse er eben etwas erfinden! Und so wird der Schauspieler gezwungen, sich mit der eigenen Familiengeschichte auseinanderzusetzen, liest die unveröffentlichten Memoiren seines Urgroßvaters, reist in die Türkei und taucht dabei immer tiefer ein in einen Zeitstrudel, der irritierend und faszinierend Vergangenheit und Gegenwart vermischt und die 30er-Jahre im Heute durchschimmern lässt.

Carsten Brandau, geboren 1970 in Hamburg, freier Regisseur und Autor, gewann unter anderem 2015 und 2016 den Mülheimer KinderStückePreis. In seinem neuesten und autobiografisch inspirierten Theatertext stellt er entscheidende Fragen über autoritäre Herrschaftsstrukturen – und wirft dabei unerwartete Perspektiven auf das deutsch-türkische Verhältnis.

 

Zum Text – das Stückporträt

Zum Video – das Videopoträt